Während deines juristischen Referendariats musst du bestimmte Stationen absolvieren. Diese sollen dir einen Eindruck von der juristischen Berufswelt verschaffen und vor allem sollst du praktische Erfahrungen sammeln, die du während deines Studiums noch nicht sammeln konntest.
Eine dieser Stationen ist die Strafstation. Diese ist notwendiger Bestandteil deines Referendariats und wird dich mindestens drei Monate begleiten.
Das bedeutet die Strafstation im Referendariat
Die Strafstation im Referendariat ist meist die zweite Station, die du absolvieren wirst. Sie wird von einigen auch Staatsanwaltsstation genannt, was allerdings so nicht ganz präzise ist, da du deine Strafstation nicht unbedingt bei der Staatsanwaltschaft absolvieren wirst, sondern möglicherweise auch einem Strafrichter zugeteilt wirst.
Dabei hast du zwar die Möglichkeit einen Wunsch abzugeben, allerdings wird dieser voraussichtlich keinen riesigen Einfluss haben, weil die Plätze bei der Staatsanwaltschaft sehr begrenzt sind. Überwiegend hat die Strafstation eine Dauer von drei bis vier Monaten und ist begleitet von einer Arbeitsgemeinschaft.
Deine Aufgaben innerhalb der Strafstation
Innerhalb der Strafstation erwarten dich verschiedene Aufgaben, die du absolvieren musst. Einige davon werden dir bekannter vorkommen als andere. Die Aufgaben variieren natürlich je nach Standort und Abteilung. Wir haben dir hier die Top vier Aufgaben innerhalb der Verwaltungsstation aufgeschrieben!
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Je nachdem, ob du bei der Staatsanwaltschaft oder bei einem Strafrichter bist, bekommst du von ihnen Akten zugeteilt, die du daraufhin bearbeiten sollst. Schwerpunkt bei der Staatsanwaltschaft ist dabei die Anfertigung und Niederschrift einer Anklage. Nach Anfertigung der Anklageschrift besprichst du diese dann mit dem dir zugeteilten Staatsanwalt.
Schwerpunkt bei der Strafstation bei einem Strafrichter ist das Verfassen eines Urteils. Der Richter wird dir dabei eine Zeitvorgabe geben, in der du das Urteil anfertigen sollst. Nach Abgabe schaut sich der Richter dein Urteil an und ihr besprecht, was du noch verbessern kannst.
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Neben den praktischen Einblicken und Erfahrungen, die du während der Strafstation sammelst, musst du weiterhin auch an der Arbeitsgemeinschaft teilnehmen und dich auf das zweite Staatsexamen vorbereiten.
Das bedeutet konkret für dich, dass du die Arbeitsgemeinschaft nachbereitest, weiterhin Klausuren zur Vorbereitung auf das zweite Staatsexamen schreibst und die entsprechende Klausurtaktik erlernst, weil sich die Klausuren im zweiten Staatsexamen von den Klausuren im ersten Staatsexamen erheblich unterscheiden.
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Absolvierst du deine Strafstation bei der Staatsanwaltschaft, wird ca. einmal wöchentlich eine Sitzungsvertretung vor Gericht auf dich zukommen. Sitzungsvertretung meint dabei, dass du die Aufgabe des Staatsanwalts vor Gericht übernimmst. Aber keine Sorge! Für dich gibt es nur die einfachen Fälle und du kannst dich mit deinem Ausbilder besprechen.
Konkret bedeutet die Sitzungsvertretung, dass du am Anfang der mündlichen Verhandlung die Anklageschrift verlesen musst, dem Angeklagten und den Zeugen Fragen stellen darfst, dir dabei alles Wichtige notierst, um am Ende ein Plädoyer zu halten. All das dient zu deiner Übung und wird dir einen tiefen Einblick in die Strafjustiz verschaffen.
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Neben all den Aufgaben bei Gericht, in der Staatsanwaltschaft und bei deiner Arbeitsgemeinschaft macht die Strafstation aber eine Aufgabe für viele besonders spannend. Gemeint ist der praktische Einsatz außerhalb des Gerichtssaals.
Einige Referendare haben die Möglichkeit einen Tag bei der Polizei zu verbringen und mit etwas Glück auch interessante Einsätze zu erleben. Andere dürfen bei einer Obduktion dabei sein. Teilweise besuchen Referendare auch Justizvollzugsanstalten. All das verschafft dir einen noch detaillierteren Einblick in die Strafjustiz und erlaubt dir, das theoretische Wissen aus dem Studium anzuwenden.
Wo du die Strafstation absolvieren kannst
Wie oben bereits erwähnt, gibt es verschieden Möglichkeiten, wo du die Strafstation absolvieren kannst. Neben der Unterscheidung, ob du deine Strafstation bei der Staatsanwaltschaft oder bei einem Strafrichter machst, ist auch zu unterscheiden bei welchem Gericht du deine Strafstation absolvierst.
Du kannst nämlich selbst angeben, ob du deine Strafstation lieber am Amtsgericht oder am Landgericht absolvieren willst. Dadurch, dass beim Amtsgericht die Strafverfahren meist deutlich kürzer sind, entscheiden sich viele Referendare für das Amtsgericht. Vorteil davon ist, dass man mehr Fälle in der gleichen Zeit bearbeitet, dadurch mehr Erfahrungen und Übung sammelt und so möglicherweise besser vorbereitet ist.
Zwei Tipps für bessere Leistungen in der Strafstation
Auch innerhalb des Referendariats ist es wichtig, dass du dich anstrengst und dir Mühe gibst. Die Bewertungen deiner Ausbilder können in der späteren Berufsauswahl ausschlaggebend sein. Allerdings fürchten sich auch viele Referendare, weil das Referendariat die ersten wirkliche praktischen Erfahrungen mit sich bringt. Damit du die besten Leistungen innerhalb deiner Strafstation erbringst, geben wir dir hier unsere zwei besten Tipps!
Zwei Tipps
1. Gerichtsverhandlungen besuchen
Zunächst ist es sinnvoll, wenn du immer wieder Gerichtsverhandlungen besuchst, weil du auf diese Weise die verschiedenen Abläufe immer besser kennenlernst und diese auf den jeweiligen Fall angepasst variieren. So kannst du schon Erfahrungen sammeln und in den späteren Gesprächen mit deinem Ausbilder glänzen.
Ganz nebenbei werden dir so deine Aufgaben auch leichter fallen und mehr Spaß machen, weil du eben schon weißt, wie alles abläuft und was deine Aufgaben dabei sein.
2. Gute Vorbereitung
Es klingt banal, aber gute Vorbereitung ist so wichtig! Bereite dich immer gut vor, sei nicht vorschnell, sondern arbeite dich in jede Materie deiner neuen Aufgabe ein und nimm diese Aufgabe ernst. Dein Ausbilder merkt, wenn du dich nur oberflächlich mit einer Thematik beschäftigt hast.
Auch wenn du eine Fülle an Aufgaben hast, ist es trotzdem wichtig sich für jede Aufgabe genügend Zeit zu nehmen, so beeindruckst du deinen Ausbilder mit detailliertem Wissen und fleißigen Bearbeitungen.
Dein O&W Tipp:
Eigeninitiative bringt dich voran!
Ein Zusatztipp für Top-Leistungen ist, dass du Eigeninitiative zeigen solltest. Sowohl im Umgang mit deinen Ausbildern, als auch in deinem eigenen Lernbewusstsein. So bleibst du auf dem aktuellsten Stand und zeigst deinen Ausbildern, wie wichtig dir die praktischen Einblicke mit ihnen sind!
Die Strafstation ist dein praktischer Einblick
Nach den langen Jahren des theoretischen Studiums ist die Strafstation im Referendariat dein praktischer Einblick in das Strafrecht. Nutze diesen Einblick, um herauszufinden, ob du dich in deinem späteren juristischen Berufsleben im Dienste des Staates siehst und ob das Rechtsgebiet des Strafrechts dich erfüllt. Nutze deine Chance!
Dieser Artikel wurde am 7. Mai 2024 erstellt. Er wurde am 28. September 2024 aktualisiert. Die fachliche Zweitprüfung hat Rechtsanwalt Dr. Tristan Wegner durchgeführt.