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Referendaren graut es oft vor der Sitzungsvertretung in der Strafstation des juristischen Vorbereitungsdienstes. Teilweise hört man Horrorgeschichten und ist deswegen selbst sehr nervös vor der ersten Sitzungsvertretung.

Doch was bedeutet diese Sitzungsvertretung eigentlich genau und welche Tipps können wir dir geben, damit du die Sitzungsvertretung erfolgreich meisterst und weniger nervös bist.

Das ist die Strafstation im Referendariat

Innerhalb deines Referendariats musst du verpflichtend eine Strafstation absolvieren. Diese soll dir die praktischen Arbeitsweisen der Strafjustiz näherbringen und einen Einblick in die Welt der Strafverfahren verschaffen.

Wenn du wissen willst, was genau dich in der Strafstation erwartet und wie die Strafstation aufgebaut ist, dass lies doch gerne unseren Karrieretipp dazu und klicke hier!

Das ist die Sitzungsvertretung

Die Sitzungsvertretung bedeutet für dich konkret, dass du als Referendar relativ unkomplizierte Sachverhalte als Staatsanwalt übernehmen darfst und so die eigentlich eingesetzten Staatsanwälte in der Hauptverhandlung vertrittst.

Dabei ist grundsätzlich alles, was du für die mündliche Hauptverhandlung brauchst, bereits abgeschlossen, sodass es bspw. zu keinen weiteren Ermittlungen kommt. Eine Sitzungsvertretung bedeutet für dich konkret aber auch, dass du alle Aufgaben, die ein Staatsanwalt hat, während einer mündlichen Hauptverhandlung übernimmst.

Natürlich wirst du mit dem Fall nicht komplett alleine gelassen. Du bekommt die Akte zu deiner Sitzungsvertretung schon einige Zeit vorher und besprichst meist mit deinem Ausbilder auch, welchen Weg du in dem konkreten Fall einschlagen möchtest.

Keine Sorge – du bist nicht alleine

Auch wenn du in der mündlichen Verhandlung als vertretender Staatsanwalt alleine auf deinem Platz sitzt, wirst du nie gänzlich alleine gelassen. Der leitende Richter weiß natürlich, dass du dich noch im Referendariat befindest.

Außerdem hast du wie oben bereits genannt auch eine Vorbereitungszeit und Gespräche mit deinem Ausbilder, in denen du dich gut auf die mündliche Verhandlung vorbereiten kannst.

Die meisten Referendare fürchten sich vor unerwarteten Ereignissen, die eben nicht vorher mit dem Richter abgesprochen wurden, aber auch für solche Fälle gibt es eine gute Lösung, die dir hilft. Am Anfang deiner Station wird dir dein Ausbilder seine Telefonnummer mitteilen, sodass du ihn auch während deiner Sitzung bei unerwarteten Ereignissen anrufen kannst.

Sollten alle Stricke reißen, gibt es in den meisten Bundesländern auch eine Telefonnummer für den Notfall für alle Sitzungsvertretungen. Sie werden dir bei deinen Fragen weiterhelfen können.

So bereitest du dich gut vor!

Das wichtigste, wenn es um die Sitzungsvertretung geht, ist, dass du dich gründlich, tiefgehend und breit gefächert auf die Sitzungsvertretung vorbereitest. Gemeint ist damit, dass du dir nicht nur den einen Weg herausarbeitest, den gut gehen möchtest, sondern auch versucht einige Eventualitäten mit einzukalkulieren. Wir haben dir die wichtigsten Punkte aufgeschrieben, die du bei deiner Vorbereitung beachten solltest.

4 Schritte

1. Lies dir die Akte durch

Es scheint offensichtlich, aber es ist trotzdem wichtig zu betonen, dass du dir die Handakte zu dem Fall gründlich durchlesen musst und sie nicht nur überfliegst.

2. Informationen herausarbeiten

Während du die Akte liest, ist es sinnvoll, wenn du dir nebenbei Notizen machst zu den wichtigsten Informationen des Falls und den Informationen, die du brauchst, um den Fall aus deiner Sicht gut nachvollziehen zu können. Dabei empfiehlt es sich die Akte auch mehr als einmal zu lesen.

3. Rechtliche Betrachtung des Falls

Erst, nachdem du dir ein Bild von dem Fall gemacht hast und den gesamten in der Akte beschriebenen Geschehensablauf verstanden hast, machst du dir Gedanken über die rechtliche Seite des Falls. Du musst also über bestimmte Spezifika des Falls nachdenken, die rechtlich von Bedeutung sind, über Anträge, die du möglicherweise stellen möchtest und die rechtliche Gesamtwürdigung des Falles, die du bis jetzt nur anhand der Akte vornehmen kannst.

Für all diese Punkte ist es wichtig, dass du dir genügend Zeit nimmst und dich wirklich ausführlich mit dem jeweiligen Fall beschäftigst.

4. Erst dann: Gespräch mit dem Ausbilder

Nur, nachdem du dich so ausführlich mit dem Fall beschäftigt hast, lohnt es sich für dich mit deinem Ausbilder darüber zu sprechen. Es ist immer ratsam sehr vorbereitet in das Gespräch mit deinem Ausbilder zu gehen.

Das hinterlässt bei deinem Ausbilder einen positiven Eindruck und zeigt, wie sehr du dich mit der Materie beschäftigt hast. Darüber hinaus verstehst du mit einer gründlichen Vorbereitung auch besser, was der Ausbilder dir mit möglichen Hinweise und Verbesserungsvorschlägen genau sagen möchte.

Vier Tipps für eine gute Sitzungsvertretung

Um auch direkt während der Sitzungsvertretung die bestmögliche Leistung zu erbringen, haben wir dir vier Tipps aufgeschrieben, die gerade deine Präsentation und deinen Auftritt verbessern.

  • Wenn du als Sitzungsvertretung eingesetzt bist, ist es gerade dann, wenn du vor dem Gericht redest sehr wichtig, dass deine Körperhaltung aufrecht und offen ist. Das lässt dich selbstbewusst und sicher wirken. Das ist besonders wichtig, weil du einiges an Verantwortung hast, wenn du eine Sitzungsvertretung antrittst. Du vertrittst damit die Staatsanwaltschaft. Eine aufrechte Körperhaltung unterstützt dich dabei selbstbewusst zu wirken.

  • Während du redest, ist es außerdem sehr wichtig, dass du auf deine Mimik und Gestik achtest. Gestikuliere nicht zu viel hin und her, aber agiere auch nicht zu steif. Das könnte nervös wirken. Versuche deine Gestik und Mimik so zu zeigen, wie du es auch in einem Fachgespräch machen würdest.

  • Es ist von besonderer Wichtigkeit, dass du klar und deutlich sprichst. Während der Sitzung müssen alle klar und deutlich verstehen können, was du sagst. Versteht das Gericht dich nicht, wird immer nachgefragt werden, sodass es nicht ratsam ist, sich hinter Floskeln oder undeutlichen Beiträgen zu verstecken. Diese werden dir im Zweifel negativ ausgelegt.

  • Es ist natürlich auch sehr wichtig, dass du dich mit den Gepflogenheiten des Gerichtssaals auseinandersetzt. Es wäre dir sicher sehr unangenehm, wenn du von dem Gericht vor allen andere auf bestimmte Dinge hingewiesen wirst. Also mache dich vertraut mit diesen Dingen.

Dein O&W Tipp

Besuche vorher Verhandlungen!

Ein sehr sinnvoller Tipp, um zu sehen, wie Verhandlungen ablaufen und vor allem wie der Staatsanwalt sich verhält, ist, dass du vorher schon einige Gerichtsverhandlungen im strafrechtlichen Bereich besuchst. Das kann dir auch einiges an Aufregung nehmen, weil du eben vor deiner ersten Sitzungsvertretung nicht ins Unbekannte läufst, sondern weißt, was auf dich zukommt.

Du kannst Gerichtsverhandlungen auch schon während deiner Studienzeit besuchen, sie bringen dir immer etwas und zeigen dir wie es praktisch abläuft in der Strafjustiz!

Die Sitzungsvertretung in der Strafstation bringt dich voran!

Es ist normal, wenn man vor seiner ersten Sitzungsvertretung nervös ist, das ging wahrscheinlich allen so. Allerdings kannst du dir immer vor Augen halten, dass die Sitzungsvertretung dich voranbringt. Durch sie sammelst du wichtige Erfahrungen und praktisches Wissen. Du lernst immer sicherer vor anderen Menschen zu sprechen und wirst dich merklich verbessern in deinen Argumentationsfähigkeiten.

Dieser Artikel wurde am 17. September 2024 erstellt. Er wurde am 28. September 2024 aktualisiert. Die fachliche Zweitprüfung hat Rechtsanwalt Dr. Tristan Wegner durchgeführt.

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